Donnerstag, 9. Mai 2013

Alles Gute zum Muttertag!

Nach einer fünfjährigen Suche nach seinem verschollenen Bruder und dessen zwei Töchtern Victoria und Lilly wird Lucas Desange (gespielt von Nikolai Coster-Waldau; viel zu gut aussehend, um sympathisch zu sein) fündig: in einer Holzhütte im Wald entdeckt man die beiden völlig verwilderten Kinder, die sich wie Tiere bewegen und mit Fauchen und Knurren zu verteidigen versuchen. Dr. Gerald Dreyfuss, ein Psychologe, beschäftigt sich mit dem Fall und erfährt in seinen Sitzungen von "Mama": ein Wesen, das sich in der Abgeschiedenheit um die Schwestern gekümmert hat.
Lucas und seine punkrockende Lebensgefährtin Annabelle (Jessica Chastain) nehmen die Kinder bei sich auf - aber "Mama" ist ziemlich eifersüchtig.

Das also ist - grob umrissen - der Plot von Andrés Muschiettis erstem abendfüllendem Spielfilm mit dem sinnigen Titel "Mama". Der Kurzfilm, auf dem diese Fassung basiert, erschien 2008 und begeisterte die richtigen Leute - in diesem Fall Horror-Guru Guillermo del Toro, der als Produzent fungierte und das Budget von knapp 15 Millionen Euro ermöglichte.

Das größte Problem gleich zuerst: hier ist nicht viel mit subtilem Grusel - wenn die Musik anschwillt und irgendetwas Seltsames passiert, kann man zu hundert Prozent damit rechnen, dass gleich jemand aus den Schatten und vorzugsweise auf die Kamera zuspringt. Dadurch erleidet der Zuschauer zwar viele kleine Herzattacken, aber wirklich durchgängige Spannung und Atmosphäre, wie sie z.B. "Blair Witch Project" oder "Die Frau in Schwarz" erschaffen, will nicht so recht aufkommen, Muschietti jagt das Publikum von einem Jumpscare zum nächsten. Dabei sei ihm zugute gehalten, dass diese teilweise wirklich markerschütternd ausfallen und manchmal sogar an den Schock-König "The Ring" erinnern, aber auch das täuscht nicht darüber hinweg, dass es letztlich doch nur ein billiger Trick ist, umso mehr, da die CGI-Effekte bestenfalls passabel sind.

Dabei hat der Film sonst vieles, was für ihn spricht: die Schauspieler sind in Ordnung (Jessica Chastain ist als Goth zwar gewöhnungsbedürftig, aber doch überzeugend), und die Kamerafahrten sind der Stoff, aus dem Albträume sind. Eine Handvoll Szenen stechen aus den üblichen Horrorklischees hervor und zeugen von Brillanz. "Mama" ist hübsch hässlich und verbiegt sich in Richtungen, in die sich nicht einmal ein Geist verbiegen sollte, und die gurgelnden Geräusche, die sie von sich gibt, gehen gar nicht. Am Antagonisten liegt es also nicht, dass der Film letztendlich doch nur Durchschnitt ist.

Vielmehr ist es das oben beschriebene Problem: Schocks ja, Spannung nein. Das fast ein wenig rührselige Ende wirkt nach der in allen Belangen geradezu dämonischen Darstellung "Mamas" doch ein bisschen aufgesetzt. Und natürlich ist es das alte Spiel: die Charaktere verhalten sich mal wieder dümmer, als die Polizei erlaubt: Die beiden unheimlichen Mädchen, die ich gerade adoptiert habe, singen ein gruseliges Schlaflied im Duett mit einer tiefen Frauenstimme? Da sehe ich doch besser gleich nach! Eine verzerrte Silhouette sagt mir, ich solle im Wald nach Antworten suchen? Na, es ist zwar gerade mitten in der Nacht, aber ich bin schon so gut wie weg.

Ein echter Lichtblick sind die beiden jungen Schauspielerinnen Megan Charpentier und Isabelle Nélisse, die die Schwestern Victoria und Lilly spielen und die besten Momente auf ihrer Seite haben. Aber am Ende bleibt das Fazit: einiges gut gemacht, einiges schlecht gemacht, einiges an Potenzial verschenkt.
Dafür gibt es 5 / 10 Punkten.

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